Sehr geehrte Frau
Gobet
Es ist völlig unverständlich, warum es überhaupt nötig sein soll, die Rechtslage der Knabenbeschneidung in der Schweiz noch zu klären, wie Sie dies im Namen des Kinderspitals Zürich propagieren. Denn gerade letztes Jahr beschloss das Parlament nach langen Überlegungen und Prüfungen, und mit nur einer Gegenstimme, dass die Beschneidung von Knaben deren Sexualität nicht beeinträchtige und keine Verstümmelung im Sinne körperlicher Verletzung darstelle. Das damals verabschiedete Gesetz nur gegen Mädchenbeschneidung trat just am 1. Juli d.J. in Kraft. Entsprechend ist demnach keine zusätzliche juristische Abklärung notwendig!
Es ist völlig unverständlich, warum es überhaupt nötig sein soll, die Rechtslage der Knabenbeschneidung in der Schweiz noch zu klären, wie Sie dies im Namen des Kinderspitals Zürich propagieren. Denn gerade letztes Jahr beschloss das Parlament nach langen Überlegungen und Prüfungen, und mit nur einer Gegenstimme, dass die Beschneidung von Knaben deren Sexualität nicht beeinträchtige und keine Verstümmelung im Sinne körperlicher Verletzung darstelle. Das damals verabschiedete Gesetz nur gegen Mädchenbeschneidung trat just am 1. Juli d.J. in Kraft. Entsprechend ist demnach keine zusätzliche juristische Abklärung notwendig!
Man mag mit diesem parlamentarischen Entscheid zwar nicht einverstanden sein
und Wege suchen, diesen zu ändern. Dass aber bei der jetzigen Lage eine
Knabenbeschneidung in der Schweiz keine
strafbare Handlung darstellt, sollte auch nicht-Rechtsgelehrten sonnenklar
sein.
Wenn ich Ihre Position im Beobachter-Artikel vom 17. Feb 2011 betrachte, so werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie –und nicht nur Sie – eigentlich eine Art ideologische Kampagne gegen die Knabenbeschneidung führen, die nicht medizinisch motiviert und begründet sein kann.
Wenn ich Ihre Position im Beobachter-Artikel vom 17. Feb 2011 betrachte, so werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie –und nicht nur Sie – eigentlich eine Art ideologische Kampagne gegen die Knabenbeschneidung führen, die nicht medizinisch motiviert und begründet sein kann.
Zusammenfassend
werden Sie dort mit der folgenden Aussage zitiert:
Der Mann brauche
unbedingt die Vorhaut, um die Eichel zu schützen und deshalb herrsche in der
Schweiz unter Medizinern die Meinung, dass deren Entfernung praktisch mit allen
Mitteln möglichst zu vermeiden sei.
Gleichzeitig widersprechen Sie sich und weisen
selber darauf hin, dass die Beschneidung
eine hygienischere Lösung als die
Kortisoncreme für das sehr verbreitete Problem von Vorhautverengungen oder Phimosen sei. Es wird von Ihnen auch
offensichtlich festgehalten: «Studien wiesen auf ein vermindertes Risiko für Gebärmutterhalskrebs hin bei Frauen, die mit beschnittenen Männern
schlafen. Auch die HIV-Übertragungsrate soll tiefer sein.»
Nun bin ich kein
Mediziner, sondern nur ein (erfahrener und preisgekrönter)
Recherchierjournalist, mir sind aber keine besonderen Nachteile und Gefahren
bekannt, die beschnittene Männer (ich bin auch so einer und mit 65 Jahren nicht
der jüngste) konfrontieren. Normalerweise ist der Penis ja durch die Bekleidung
recht gut geschützt, und diese Meinung teilen offensichtlich auch die
parlamentarischen Experten sowie die Parlamentarier.
Als
antiklerikaler Jude halte ich persönlich nicht viel von religiösen Ritualen,
ausser einem ethnologischen Interesse (ich studierte Ethnologie). Die Knabenbeschneidung als solche gehört
für mich jedoch klar zu den
vernünftigen Gebräuchen, die der jüdischen Tradition entstammen, auch wenn
für meine Glaubenswelt ihre religiöse Bedeutung keine Rolle spielt. Als Demokrat dagegen halte ich sehr
fest an der Glaubens- und
Religionsfreiheit, und es müsste schon ganz triftige Gründe geben, um sie einzuschränken. Sie, sehr geehrte Frau Gobet,
erbringen indes keine solchen
Beweise.
Hingegen ist die Verwendung von Kortison, die Sie empfehlen – vor allem beim Babys – bestimmt sehr fragwürdig und absolut als Eingriff auf das Gesamtsystem zu taxieren.
Hingegen ist die Verwendung von Kortison, die Sie empfehlen – vor allem beim Babys – bestimmt sehr fragwürdig und absolut als Eingriff auf das Gesamtsystem zu taxieren.
Sie sagten dem
Beobachter: «Alle Jungen kommen mit einer Phimose zur Welt. Es ist ganz normal,
dass sich die Vorhaut in den ersten
Lebensjahren nicht zurückziehen lässt.»
Dies bedeutet also, dass eine Behandlung unter Umständen ein Jahr, wenn nicht länger, andauern kann, und dabei muss ein Kleinkind unnötigerweise leiden.
Dies bedeutet also, dass eine Behandlung unter Umständen ein Jahr, wenn nicht länger, andauern kann, und dabei muss ein Kleinkind unnötigerweise leiden.
Sie sagen selber, dass die Vorhaut bis Minimum zum Alter von vier Jahren und manchmal bis ins Schulalter (!) mit dem
Penis verklebt bleibt. Es ist deshalb nicht ersichtlich, warum die
Verwendung von (mit Nebenwirkungen
verbundenem) Kortison einem so kleinen operativen Eingriff vorzuziehen ist. Ein
befreundeter jüdischer Arzt, Dr. David Bollag, bestätigte meinen persönlichen
Eindruck bei solchen Zeremonien, dass für die Babys die Beschneidung nicht sehr schmerzhaft ist (sie werden ohnehin vorher betäubt). Herr Bollag schrieb:
«Ich habe bei der Brith Milah [religiöse jüdische Beschneidung - se] eines Verwandten speziell gut aufgepasst. Der kleine Junge hat nur geschrien, weil man ihn geweckt hat. Auf den eigentlichen Schnitt hat er NICHT reagiert!»
«Ich habe bei der Brith Milah [religiöse jüdische Beschneidung - se] eines Verwandten speziell gut aufgepasst. Der kleine Junge hat nur geschrien, weil man ihn geweckt hat. Auf den eigentlichen Schnitt hat er NICHT reagiert!»
Als säkularem
Mensch wäre mir es lieber, wenn weitere Teile der Schulmedizin in der Schweiz ihren irrationalen ideologisch motivierten Widerstand gegen die Beschneidung
aufgeben würden. Dies hätte zur
Folge, dass dieser kleine Eingriff noch
sicherer und besser ausgeführt werden könnte. Heute verfügen die religiösen Beschneider über viel mehr
Erfahrung und Kenntnisse als die normalen Spitalärzte! So werden
nicht-religiöse Menschen praktisch dazu gezwungen, religiöse Einrichtungen zu
benutzen, wenn sie ihre Kinder vernünftigerweise beschneiden lassen wollen.
Vorausgesetzt selbstverständlich, dass sie Muslime oder Juden sind. Denn
Menschen mit anderem Glauben können solche Einrichtungen nicht benutzen.
Es scheint, dass unter vielen christlichen
Ärzten eine ideologische Abneigung, ja richtiger Widerstand gegen diese altbewährte
sinnvolle Methode herrscht, und sie sollten sich fragen, warum dies so
ist...
Es grüsst Sie freundlich
Es grüsst Sie freundlich
Shraga Elam
Zürich
S.a. meinen Blog-Eintrag: Zur
scheinheiligen Ersatzdebatte über die Knaben-Beschneidung
Die Debatte im Parlament war weder lange und geprüft wurde keineswegs eingehend. Eine Zusammenstellung aus den Dokumenten finden sie hier: http://www.frei-denken.ch/de/2012/07/diskussion-der-knabenbeschneidung-in-der-schweiz-2009/
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