Die Verkitschung der NS-Judenvernichtung ist mit der widerlichen
Holocaust-Verleugnung eng verwandt. Die Verkitschung schafft durch Manipulationen
und Verfälschungen von historischen Fakten einen fruchtbaren Nährboden für das völlige
Negieren tatsächlicher schrecklicher Geschehnisse der Shoa.
Diese Kritik gilt auch dem neuen Film über den vermeintlichen
Schweizer Judenretter Paul Grüninger. Mit seinen gepflegten und sorgfältig
gewählten Bildern, schönen Requisiten und Kostümen nimmt der Schweizer Streifen
wenig Rücksicht auf Tatsachen und erinnert an das teurere und noch
ästhetischere Holocaust-Spektakel «Schindlers Liste». Hätte man ebenso
viel Sorgfalt in die Faktenwiedergabe investiert wie in die visuelle Gestaltung
des Films, so wäre ein wertvolles Werk entstanden.
Im Holokitsch-Genre wird mit
durchsichtigen Mechanismen stark auf die Tränendrüse gedrückt und der Eindruck
erweckt, das Gezeigte sei noch wahrer als die Wahrheit.
Der Film «Schindlers Liste» hat ziemlich wenig mit dem gleichnamigen Bestseller zu tun, welcher als Grundlage diente. Sogar dieses Buch, das lediglich auf Interviews basiert, wird von seinem Autor Thomas Keneally vorsichtshalber nur als Roman bezeichnet.
In dessen Verfilmung gibt es u.a. eine wirkliche obszöne Szene: Wie in einer Peepshow äugt der Zuschauer durch ein Guckloch und sieht hübsche nackte jüdische Frauen in einem Massenduschraum. Aber anders als in den Vernichtungslagern strömt aus den Düsen nicht Gas, sondern – Wasser! Damit kokettiert der Regisseur Steven Spielberg fast mit Holocaust-Leugnerei.
Der Film «Schindlers Liste» hat ziemlich wenig mit dem gleichnamigen Bestseller zu tun, welcher als Grundlage diente. Sogar dieses Buch, das lediglich auf Interviews basiert, wird von seinem Autor Thomas Keneally vorsichtshalber nur als Roman bezeichnet.
In dessen Verfilmung gibt es u.a. eine wirkliche obszöne Szene: Wie in einer Peepshow äugt der Zuschauer durch ein Guckloch und sieht hübsche nackte jüdische Frauen in einem Massenduschraum. Aber anders als in den Vernichtungslagern strömt aus den Düsen nicht Gas, sondern – Wasser! Damit kokettiert der Regisseur Steven Spielberg fast mit Holocaust-Leugnerei.
Auch Stefan Keller, Grüninger-Biograph und historischer Berater des jüngsten Grüninger-Films,
kam 1994 bezüglich dieses Hollywoodwerks zur gleichen Ansicht und besprach
unter dem Einfluss meiner ex-Frau Sibylle und mir den Spielberg-Streifen kritisch,
nachdem er bei dessen erster Visionierung vor lauter Aufregung, wie viele Kinobesucher,
emotional sehr angesprochen und aufgewühlt war (s. Stefan Keller, Steven
Spielberg als Subrealist - Perfektere Bilder aus dem Holocaust, WoZ, 11. März
1994).
Auch im Film «Akte
Grüninger» überwiegen die fiktiven Anteile die Realität bei weitem. Die
künstlerische Freiheit wurde hier arg strapaziert. Es werden darin Dinge
erfunden, die nicht einmal im Buch Stefan Kellers vorkommen, dessen Werk
übrigens, trotz seiner vielen verharmlosenden Interpretationen und
Ausklammerungen, viel differenzierter in der Beschreibung Grüningers ist, als
gemeinhin wahrgenommen wird. Grüninger wird im Film und auch in den meisten
Besprechungen stark beschönigt und als Heiliger dargestellt (eine
realistischere Beschreibung von Grüningers Beweggründen s. meine
Publikationen).
Der Vater von Ex-Bundesrätin Ruth Dreifuss, Sidney, wird ebenfalls ausschliesslich als grosszügig, engagiert und edelmütig porträtiert. Dabei erwähnt sogar Keller die Kritik von Flüchtlingen an Dreifuss. So zitiert der WoZ-Journalist einen davon, zu welchem Dreifuss gesagt haben soll: «Wenn sein Vater in Dachau sei, dann habe er es ja gut, dann habe er wenigstens ein Dach über dem Kopf.» (Keller S. 95). – Man muss sich fragen, ob Dreifuss naiv, schlecht informiert über das KZ Dachau oder ob er ein Zyniker war.
Der Vater von Ex-Bundesrätin Ruth Dreifuss, Sidney, wird ebenfalls ausschliesslich als grosszügig, engagiert und edelmütig porträtiert. Dabei erwähnt sogar Keller die Kritik von Flüchtlingen an Dreifuss. So zitiert der WoZ-Journalist einen davon, zu welchem Dreifuss gesagt haben soll: «Wenn sein Vater in Dachau sei, dann habe er es ja gut, dann habe er wenigstens ein Dach über dem Kopf.» (Keller S. 95). – Man muss sich fragen, ob Dreifuss naiv, schlecht informiert über das KZ Dachau oder ob er ein Zyniker war.
Die Protokolle
des jüdischen Dachverbands „Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund (SIG)“ vermitteln
ein eindeutig negatives Bild von Dreifuss, der, wie weitere führende jüdische Funktionäre,
eine sehr gespaltene Haltung gegenüber den jüdischen Asylanten pflegte. Dabei
spielten sowohl Aversionen gegenüber Juden aus Ost-Europa (Ostjuden genannt)
eine Rolle, wie auch gegenüber Armen.
Seine elitäre und rassistische Position widerspiegelt das Sitzungsprotokoll des führenden SIG-Gremiums vom 18. Dezember 1938:
«Herr Sidney Dreifuss berichtet über die Verhältnisse im Kanton St. Gallen, wo die Polizei eher zu entgegenkommend war. So ist die Zahl der Flüchtlinge wieder erheblich gestiegen. Es kamen unerwünschte Elemente herein und alte Leute, deren Emigration fast unmöglich erscheint. Man ist in St. Gallen nicht der Meinung, dass die Grenze hermetisch zu schliessen sei, sondern möchte Verwandte, Kinder und um das Judentum verdiente Personen weiterhin aufnehmen. Die polizeiliche Sperre ist neuerdings verschärft worden. »
[fett markiert von mir –se]
Seine elitäre und rassistische Position widerspiegelt das Sitzungsprotokoll des führenden SIG-Gremiums vom 18. Dezember 1938:
«Herr Sidney Dreifuss berichtet über die Verhältnisse im Kanton St. Gallen, wo die Polizei eher zu entgegenkommend war. So ist die Zahl der Flüchtlinge wieder erheblich gestiegen. Es kamen unerwünschte Elemente herein und alte Leute, deren Emigration fast unmöglich erscheint. Man ist in St. Gallen nicht der Meinung, dass die Grenze hermetisch zu schliessen sei, sondern möchte Verwandte, Kinder und um das Judentum verdiente Personen weiterhin aufnehmen. Die polizeiliche Sperre ist neuerdings verschärft worden. »
[fett markiert von mir –se]
Die im Film
erhobenen Verratsvorwürfe gegen Grüningers SP-Vorgesetzten, Valentin Keel, aber
auch die Behauptung einer vorherigen Freundschaft zwischen den beiden, waren
bislang nirgends zu finden oder zu belegen. Diese Behauptungen müssen also unbedingt
noch bewiesen werden.
Völlig
ausgeklammert wird die aktenkundige Tatsache, dass Grüninger nach seiner
Entlassung der illegalen SP-Flüchtlingshilfe enorm schadete, zu welcher Keel
als „Befehlsempfänger“ gehörte. Grüningers Sabotage der SP-Judenrettungsversuche
war also alles andere als anständig. Denn so benimmt sich kein Held, welchem es
angeblich ganz wichtig gewesen wäre, den armen Flüchtlingen zu helfen. Wer an
einer illegalen Aktion teilnimmt, muss damit rechnen aufzufliegen und sollte
seine Mitstreiter nicht verraten. Dies tat Grüninger eindeutig, als er beispielsweise
zusammen mit dem judeophoben, gegen Flüchtlinge eingestellten Schweizerischen
Vaterländischen Verband (SVV) gegen Keel und die SP agierte. «Wenns mi butzt, butzts au de Keel,» zitiert ihn Keller.
Und so handelte Grüninger denn auch.
Wäre Grüninger wirklich
dermassen betroffen gewesen von den grausamen Schicksalen, wie dies der Film dem
Publikum weismacht, so hätte er nach seiner Absetzung die Arbeit zugunsten
bedrohter Juden sicherlich fortgesetzt und man hätte dies bestimmt erfahren.
Bekannt ist jedoch, dass er seine ausgezeichneten Beziehungen zu SS-Offizieren
nur für seinen guten Freund, den Schweizer Judeophoben und Nazi-Anhänger Mario
Karrer, hatte spielen lassen wollen. Hätte Grüninger nach der Absetzung
Gleiches verfolgten Juden angeboten, so wäre das spätestens heute bekannt.
Es ist
beschämend, dass in einem Film, welcher durch SP-Exponenten beeinflusst wurde, eine bessere und
ausführlichere Beschreibung des wahren Judenretters, nämlich des damaligen SP-
Zentralsekretärs und späteren Bundesrichters Werner Stocker, nicht
stattfindet. Es gibt ja genug Beweise, dass Stocker die Hauptperson hinter Keel
war, und er auch andere Aktivtäten zugunsten von jüdischen Flüchtlingen initiiert
und selber daran teilgenommen hatte. Stocker und seine Kreise argumentierten
überzeugend, dass sie Grüninger bestochen haben, damit er ihnen helfe. Dieser
Vorwurf wird von einer unabhängigen Quelle noch bestätigt.
Es ist bezeichnend, dass im Film eine zu hohe Zahl von der Schweiz abgewiesener jüdischer Flüchtlinge wiedergegeben wird und der historische Berater Stefan Keller in einer TeleZüri-Diskussion (29. Januar 2014) auf dieser Statistik beharrt.
Es ist bezeichnend, dass im Film eine zu hohe Zahl von der Schweiz abgewiesener jüdischer Flüchtlinge wiedergegeben wird und der historische Berater Stefan Keller in einer TeleZüri-Diskussion (29. Januar 2014) auf dieser Statistik beharrt.
Eigentlich sollte Keller wissen, dass an einer Tagung der Schweizerischen
Gesellschaft für Geschichte am 26. April 2013 in Bern sogar Bergier-Kommissions-Vertreter
in diesem Zusammenhang teilweise Fehler zugaben und eine Rückzugsstrategie anschlugen.
Diese Zahlen-Debatte, die seit Jahren emotional geführt wird, ist ohnehin sehr seltsam. Denn praktisch niemand bestreitet, dass auch eine niedrigere Anzahl von Abgewiesenen einfach zu hoch ist. Nur, währenddem die Bergier-Historikerkommission und ihre Verteidiger behaupten, es gehe den Zahlen-Kritikern lediglich um die Verharmlosung der Rolle der offiziellen Schweiz während der NS-Zeit, muss sich dieses Untersuchungsorgan selber den Vorwurf gefallen lassen, alleine der Zahlensalat, den es produzierte, sei ein deutlicher Beweis dafür, dass es nicht mit der erwarteten Seriosität und Professionalität gearbeitet habe. Und der begründete Verdacht besteht, dass es mit aufgeblähter Statistik die Schweizer Schuld gar zu erhöhen versuchte.
Es ist sehr traurig, dass solche Propaganda-Filme produziert und weitgehend unkritisch in den Medien rezipiert werden. Kritische Stimmen werden entweder total verschwiegen und kaltgestellt oder desavouiert.
Diese Zahlen-Debatte, die seit Jahren emotional geführt wird, ist ohnehin sehr seltsam. Denn praktisch niemand bestreitet, dass auch eine niedrigere Anzahl von Abgewiesenen einfach zu hoch ist. Nur, währenddem die Bergier-Historikerkommission und ihre Verteidiger behaupten, es gehe den Zahlen-Kritikern lediglich um die Verharmlosung der Rolle der offiziellen Schweiz während der NS-Zeit, muss sich dieses Untersuchungsorgan selber den Vorwurf gefallen lassen, alleine der Zahlensalat, den es produzierte, sei ein deutlicher Beweis dafür, dass es nicht mit der erwarteten Seriosität und Professionalität gearbeitet habe. Und der begründete Verdacht besteht, dass es mit aufgeblähter Statistik die Schweizer Schuld gar zu erhöhen versuchte.
Es ist sehr traurig, dass solche Propaganda-Filme produziert und weitgehend unkritisch in den Medien rezipiert werden. Kritische Stimmen werden entweder total verschwiegen und kaltgestellt oder desavouiert.
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