Nicht zum ersten Mal kann man auf der Plattform Infosperber
Beiträge lesen, in welchen stark judeophobe Vorurteile mitschwingen. Jüngstes Beispiel
ist die Analyse
von Christian Müller über den gegenwärtigen Obama-Besuch in Israel.
Müller bringt die folgende These, warum der
US-Präsident die Militärhilfe an Israel nicht kürzt: «Aus innenpolitischen Gründen, wie die meisten Beobachter annehmen,
denn die meisten amerikanischen Juden stimmen jeweils für die Demokraten, und
in der US-Finanzwelt haben die US-Juden eine starke Stimme.»Es ist mir völlig neu, dass die "meisten Beobachter" annehmen, dass die US-Finanzwelt im Klartext mehrheitlich von „den“ US-Juden kontrolliert werde, und diese "Welt" Obama im Griff habe.
Was Müller beschreibt, ist eine typische rassistische Verschwörungstheorie, die gewisse Rassisten unterstützen, aber sogar andere Israel-Kritiker wie Noam Chomsky nicht unterschreiben würden.
Nur nebenbei: Der Hauptteil der US-Militärhilfe an Israel ist eine Unterstützung für die US-Militärindustrie, und die Aufrüstung Israels spielt eine wichtige Rolle bei US-geopolitischen Überlegungen.
Und dann kommt bei Müller eine seltsame Passage:
«Nur wenige sind sich bewusst, dass es recht heikel ist, von «den Juden» zu sprechen.»
Was ist denn daran „recht heikel“? Wir erfahren von Müller, dass es „die“ Juden gar nicht gebe. Und warum nicht? Seine Antwort: Weil es das jüdische Volk nicht gebe. Dafür wird ein umstrittener israelischer Historiker namens Shlomo Sand bemüht, dessen Thesen – im Gegensatz zu Müllers Behauptung – alles andere als gut belegt sind.
Es stimmt zwar, dass Völker als solche im Allgemeinen als künstliche Gebilde zu betrachten sind, was ja nicht nur Juden betrifft. Aber warum ist es deshalb „heikel“, von „den“ Juden zu sprechen? Es ist auch bekannt, dass, sobald man nicht von religiösen Juden spricht, es Definitionsschwierigkeiten gibt. Was aber ist daran denn so geheimnisvoll heikel?
Guten Tag Herr Elam
ReplyDeleteIch teile Ihre Meinung nicht und finde den Artikel von Christian Müller durchaus richtig, auch wenn ich zuweilen skeptisch gegenüber unabhängigen (und abhängigen) Medien bin. Viel mehr finde ich sogar, dass Sie mit Ihrem obigen Artikel jenen von Herrn Müller bestätigen. Im Artikel von Herrn Müller werden noch andere "heikle" Fakten angesprochen, auf die Sie keinen Bezug nehmen (z.B. Siedlungspolitik).
Freundliche und kritische Grüsse, Jürg Weingärtner