Monday, April 13, 2009

Zur Debatte zwischen Tamar Amar-Dahl und Moshe Zimmermann über den Zionismus

Wie der Rabbiner im bekannten Witz, möchte ich gleich beiden – Tamar Amar-Dahl sowie Moshe Zimmermann – recht geben. Denn der Zionismus stellte sich (noch vor dem Nazi-Judeozid) einerseits als eine Antwort auf die europäische Judeophobie dar, anderseits trat und tritt diese nationale Bewegung mehrheitlich als kolonialistische Bewegung in Palästina auf.

Der Zionismus war und ist nie wirklich interessiert an der Bekämpfung der Judeophobie. Dies zeigt z.B. die heftige Verteidigung Prof. Werner Sombarts durch Zionisten 1911. Sombart war ein profilierter Gegner der Gleichberechtigung für Juden in Deutschland und wurde entsprechend von mehreren Juden heftig kritisiert.

Dass Israel nie eine wirkliche Antwort für die Judenverfolgung war, demonstriert das unverschämte Verhalten gegenüber Shoa-Überlebenden in Israel und die Tatsache, dass in keinem anderen Land Juden so bedroht sind wie in Israel. Die israelischen Regierungen haben russisches Roulette mit dem Leben ihrer BürgerInnen gespielt. Ein einziger Treffer auf den riesigen Ammoniak-Tank in der Nähe von Haifa durch eine konventionelle Rakete könnte beispielsweise mindestens 100,000 Menschen töten. Trotz des mangelnden adäquaten Schutzes für die Ammoniak-Lager lancierte die israelische Regierung im Sommer 2006 die "Abenteuer" gegen die Hisbollah und riskierte damit auch das Leben der Bewohner Haifas und dessen Umgebung.

Hinzu bedroht die israelische Politik Juden in der ganzen Welt. Denn diese ist wie Öl in die glimmende Asche der bestehenden antijüdischen Vorurteile. Das dadurch entfachte judeophobe Feuer dient als weitere angebliche Rechtfertigung für Israel als vermeintlicher Zufluchtsort für Juden und als Antisemitismus-Keule, die gegen Israel-Kritiker geschwungen wird (s. meinen Artikel von 1987: Antisemitismus - der nützliche Idiot des Zionismus).

Gegenüber den PalästinenserInnen trat und tritt der Zionismus wie gesagt mehrheitlich als kolonialistische Bewegung auf, deren zwei Hauptbestrebungen es ist,

  1. die einheimische Bevölkerung zu vertreiben

    und/oder
  2. sie als billige Arbeitskraft auszubeuten.
    Auch die Zwei-Staaten-"Lösung" ist nichts anderes als eine Art postkolonialistische Regelung, gemäss welcher die Ausbeutung und Unterdrückung an die palästinensische Autonomiebehörde ausgelagert werden soll.

Der letzte Gaza-Krieg demonstriert die unausgesprochene herrschende heutige Doktrin:
die Fortsetzung und Vollendung der 1948 begonnenen ethnischen Säuberung (s. z.B. http://shraga-elam.blogspot.com/2008/05/albrecht-drer-die-apokalyptischen.html ). Die Massenvertreibung der PalästinenserInnen aus Gaza fand im Rahmen der Operation "gegossenes Blei" aus zwei Hauptgründen nicht statt:

  1. Die Ägypter hielten den Grenzübergang dicht.

  2. Der palästinensische militärische Widerstand fiel erstaunlich schwach aus. Die Anzahl der jüdischen Toten, vor allem unter der Zivilbevölkerung, rechtfertigte nicht den Übergang zur sog. Phase 3 der israelischen Operation. Ein zukünftiges palästinensisches Mega-Attentat aber würde höchstwahrscheinlich grünes Licht von den USA für eine neue Nakba mit sich bringen.

Der von Tami erwähnte israelische Militarismus ist zugleich die Folge der kolonialistischen Politik und später die Ursache dieser geworden. Zu bemerken ist noch, dass der Zionismus in seinen Anfängen nicht gewalttätig war.

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