Monday, February 9, 2009

Feige 20. Juli-Verschwörer

Die neu entflammte Debatte um Graf von Stauffenberg und um die Verschwörer des Hitler-Attentats vom "20. Juli" muss gar nicht so wortreich geführt werden.

Einige grundsätzliche Überlegungen dazu:

  1. Offensichtlich ist das Bedürfnis nach Helden und Mythen grösser als nach einer nüchternen historischen Analyse.
  2. Es ist eine grosse Schande für die deutsche Offizierskaste, dass ihre Angehörigen es nicht schafften, Hitler zu beseitigen. Viele hohe Militärs realisierten zwar relativ früh, dass Hitler Deutschland in den Abgrund führte; trotzdem waren sie zu feige, etwas Entscheidendes zu unternehmen. Das gescheiterte stümperhafte Attentat in einer solch späten Kriegsphase symbolisiert das Versagen dieser Befehlshaber auch gegenüber ihren eigenen Soldaten, die deshalb sehr leiden oder gar mit dem Leben bezahlen mussten. Wenn diese hohen Offiziere nicht einmal Verantwortung gegenüber ihren Untergebenen zeigten, wie kann man dann von ihnen erwarten, dass sie von den NS- Verbrechen gegenüber Juden, Fahrenden, Schwulen, Behinderten, Linken und anderen hätten berührt sein sollen?
  3. Auch die Alliierten tragen eine Mitverantwortung dafür, dass Hitler nicht eher beseitigt und der Krieg nicht schon viel früher zur Ende gebracht wurde. Viel Elend wäre damit allen erspart und auch die Zahl der ermordeten Juden viel kleiner geblieben. Es wäre angebracht gewesen, dass die Alliierten die deutsche Opposition ernsthaft unterstützt hätte. An deutschen Bittstellern fehlte es diesbezüglich bestimmt nicht.
    Wie wäre heute die Reaktion, wenn die USA es ablehnen würde, oppositionelle iranische Generäle und Wirtschaftsführer, die einen friedlicheren Kurs einschlagen wollen, zu unterstützen?
    Die damalige US-Ablehnung, deutschen Oppositionellen zur Seite zu stehen, kann kaum auf das Misstrauen gegenüber den Deutschen zurückzuführen sein. Denn dabei hätte es für die Alliierten nichts zu verlieren gegeben; im Minimalfall wäre ein noch breiterer Keil in die deutsche Führung getrieben worden.
    Insgesamt gesehen entsteht der starke Eindruck, als wäre die US-Regierung mehrheitlich aus wirtschaftlichen Gründen nicht an der Verkürzung des Krieges interessiert gewesen. Denn dieser hatte die US-Wirtschaftskrise endgültig beendet und zwei wichtige Konkurrenten ruiniert: Grossbritannien und Deutschland.




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