Tuesday, September 3, 2019

Britischer Geheimdienst beschlagnahmte meine journalistischen Unterlagen - die NZZ zensurierte die Meldung



Die Konfiszierung von Daten eines Investigativjournalisten durch die Zürcher Polizei erinnert mich an meine Erfahrungen in Grossbritannien.

Am 14. Januar 1999 wurde ich von britischen Zollbehörden im Auftrag des Geheimdienstes MI6 im Flughafen Heathrow aufgehalten. Nach einer fünfstündigen Untersuchung (ich wurde sogar aufs Klo begleitet, als ob ich nicht selber pinkeln könnte) wurde ich freigelassen. Meine gesamten journalistischen Unterlagen, eine heisse Video-Kassette, Tonbänder, Handnotizen, Kopien von Dokumenten und Zeitungsartikeln, ja sogar mein Laptop wurden beschlagnahmt und blieben während mehrerer Monate in England. Bis eine MI6-Agentin (eine Interviewpartnerin, die ohne böse Absichten die MI6-Aktion ausgelöst hatte) intervenierte. Die Videokassette bekam ich nie zurück.
Mein Fall erweckte recht viel Echo in Grossbritannien und auch in Israel. Bei meiner Recherche, die der MI6 verhindern wollte, ging es um eine gemeinsame MI6-Mossad-Operation. Sie wollten Technologien und chemische Substanzen zur Herstellung von Giftgas an den Iran verkaufen.
Ich wurde mit lächerlichen Vorwürfen konfrontiert, als ob ich einen verbotenen Waffenhandel betriebe. Meine Inquisitoren meinten, einen richtigen Beweis gegen mich gefunden zu haben und freuten sich schon riesig, als sie bei meinen Unterlagen auf ein
Konnossement von 1992 stiessen. Es handelte sich um eine Lieferung von China an den Iran einer Substanz zur Herstellung von Giftgas.
Die Sache hatte aber einen sehr grossen Haken:  Dieses Dokument bekam ich am vorherigen Tag von MI-6-Strohfrau, die in diesen Deal involviert war.
😊
Nachum Manbar und Polizisten



In der Schweiz schrieb mein Freund Alex Baur einen Bericht für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) unter dem Titel: Journalistische Unterlagen beschlagnahmt
Untertitel: Aktion britischer Zollbehörden gegen Zürcher Journalisten (s. unten).

Der Artikel war schon im NZZ-Redaktionssystem, als eine unbekannte «gute Seele» intervenierte und Alex' Beitrag löschte. Warum weiss auch Alex bis heute nicht. Kann es mit meiner Grüninger-Recherche zu tun haben, die ich 1998 veröffentlichte? Meine Publikation erweckte heftige Reaktionen und eine regelrechte, bis heute andauernde Diffamierungskampagne, die gegen mich lanciert wurde. Bislang wurden aber meine Beweise nicht widerlegt und ich fand inzwischen sogar noch stärkere Belege…

------
Alex Baurs Artikel:

DI:doe AU:axb RE:al SP:2 KU:Pressefreiheit DA:1601-
**HTJournalistische Unterlagen beschlagnahmt
**KTAktion britischer Zollbehörden gegen Zürcher Journalisten
**LDDer seit 20 Jahren in Zürich arbeitende israelische Journalist Shraga Elam wurde am Donnerstag auf dem Londoner Flughafen Heathrow und mit einem fadenscheinigen Vorwand während fünf Stunden angehalten und verhört. Die britischen Behörden beschlagnahmten Unterlagen seiner brisanten Recherche.
**GRaxb. Seit mehreren Monaten schon recherchiert der 51jährige Journalist Shraga Elam für deutsche und israelische Medien über die Hintergründe der im letzten Juli in Israel erfolgten Verurteilung des Geschäftsmannes Nahum Manbar. Nach einem Geheimprozess wurde der gebürtige Israeli mit sechzehn Jahren Gefängnis bestraft, weil er dem Iran Thionylchlorid und Know How zur Fabrikation von chemischen Waffen geliefert habe. Der Prozess warf in Israel etliche Wellen, zumal der Angeklagte ein bekannter Anhänger der Arbeiterpartei war und die Regierung sich mehrmals in den Prozess eingemischt hatte. Manbar stellte die Geschäfte mit dem Iran nicht in Abrede, machte aber geltend, im Auftrag des Geheimdienstes für die Waffenproduktion letztlich untaugliche Chemikalien geliefert zu haben.
**ZTWenig koschere Geschäfte mit dem Iran
**GRIm Zuge von Elams Recherchen verdichteten sich die Hinweise, wonach England eine Drehscheibe für die wenig koscheren Geschäfte mit dem Iran war und der britische Nachrichtendienst MI6 seine Finger mit im Spiel hatte. Diese Woche reiste der in Zürich lebende Journalist deshalb nach London, um mehrere Interviewpartner zu treffen. Als Shraga Elam am Donnerstag nach getaner Arbeit gegen 19 Uhr in die Schweiz zurückfliegen wollte, erwartete ihn am Schalter von Swissair neben einer netten Hostesse nach seinen Angaben „acht bis zehn“ zum Teil uniformierte Beamten. Während sein Flugzeug ohne ihn abhob, wurde Elam von den britischen Zollbehörden einvernommen.

Gemäss Elams Darstellung wurde ihm erst im Verlauf des Verhörs eröffnet, er werde verdächtigt, „Technologie zur Produktion von chemischen Waffen“ aus England herauszuschmuggeln. Dabei handelte es sich ganz offensichtlich um einen fadenscheinigen Vorwand. Denn in seinen Unterlagen fanden sich wohl, der Natur seiner Recherchen entsprechend, gewisse Angaben über die Produktion von Giftwaffen und namentlich über den auch zivil verwendbaren Stoff Thionylchlorid, die allerdings in jedem einschlägigen Fachlexikon zu finden sind. 
Gegen Mitternacht wurde Elam wieder entlassen, am Freitag flog er zurück nach Zürich. Praktisch seine gesamten journalistischen Unterlagen, Tonbänder, Handnotizen, Kopien von Dokumenten und Zeitungsartikel, ja sogar sein Laptop blieben „bis auf weiteres“ in England zurück. Es sei nicht möglich gewesen, so die lapidare Begründung der britischen Behörden, die teilweise auf hebräisch und deutsch abgefassten Schriftsücke und die Interviews auf allfällige Anleitungen zur Produktion von Chemiewaffen zu überprüfen. Die Pressestelle des britischen Zolls bestätigte den Sachverhalt grundsätzlich, mochte aber nicht preisgeben, ob auch britische Geheimdienste in die Aktion verwickelt war. Der betroffene Journalist seinerseits ist nun felsenfest davon überzeugt, dass er auf der richtigen Spur ist.
-----
Artikel der britischen Zeitung The Guardian:
Spooky people
British security services arrest and harass journalists - but once again a Labour government simply stands aside
22 January 1999
Berner Zeitung über die Manbar-Affäre:
16. März 2000
Israel belieferte Erzfeind
Warum soll Israel ausgerechnet seinem Erzfeind Iran Kriegsmaterial verkaufen - und erst noch chemische Waffen?



No comments:

Post a Comment