Sunday, October 5, 2008

Henryk Broder dichtet mir eine Freundschaft mit David Irving an.

Am 15.4.2000 schrieb ich eine Email an David Irving, in der Absicht ihn zu überzeugen, seine Holocaust-Leugnerei aufzugeben. Die Mail war sehr komprimiert, da sie nicht für die Öffentlichkeit gedacht war. Dies führte zu absichtlichen und unabsichtlichen Missverständnissen, nachdem Irving das Schreiben - ohne meine Erlaubnis - auf seiner Webseite veröffentlicht hatte. Uninformierte LeserInnen könnten sich daran stossen, dass ich schreibe, Irving sei ein brillanter Forscher gewesen, bis er die industrielle NS-Judenvernichtung zu leugnen begann. Mit dieser Aussage zitierte ich jedoch anerkannte Historiker aus der New York Times 1999 .

Viele wissen auch nicht, dass bis heute kein schriftlicher Befehl Hitlers für die industrielle Judenvernichtung und auch keine klaren Beweise gefunden wurden, dass Hitler von der Vergasung der Juden wusste. Selbst Adolf Eichmann sagte in Israel aus, dass er einen solchen Befehl nicht gesehen habe. Alle gängigen Argumentationen, die für einen solchen »Führerbefehl« sprechen, können höchstens als Indizienbeweise gelten.

Anders als Irving will ich jedoch damit weder Hitler reinwaschen noch die Judenvernichtung in Frage stellen. Ich versuchte, Irving eine Erklärung für das Paradox anzubieten, dass ausgerechnet zum für das NS-Regime wichtigsten Thema - zur Judenvernichtung - bislang kein überzeugender schriftlichen Beweis für einen »Führerbefehl« gefunden wurde. Hitlers scharfe öffentliche antijüdische Hetze schuf das Klima, welches, meiner Meinung nach, die in der Mail an Irving formulierte Verschwörung Himmlers ermöglichte (weitere Infos in der Serie von Schweizer Radio DRS 1998. Eine neuere Zusammenfassung in Inamo 2008).

Eine ausführlichere Version meiner Argumentation wurde ebenfalls am 15.4.2000 in der Berner Zeitung publiziert; dort wurden auch Begriffe wie Holocaust-Religion, also der Missbrauch des NS-Judeozids für politische Zwecke, erläutert.

Der renommierte Shoa-Experte Professor Randolph L. Braham, der nota bene mit vielen meiner Analysen nicht einverstanden ist, erkennt, wie auch andere Experten, keine Holocaust-Leugnung in meiner Arbeit. Auf meine Bitte hin hielt er dies auch schriftlich fest.
Es braucht schon eine grosse Portion Bosheit, gekoppelt mit Sach- und Sprachunkenntnis, aus meiner Mail an Irving eine Unterstützung für die Holocaust-Leugnung abzuleiten, wie dies der Journalist Henryk M. Broder tut. Mir eine Freundschaft mit Irving aus einer einzigen Email anzudichten, in welcher meine Ablehnung der Leugnung zu lesen ist, ist boshaft und diffamierend. Broders Verzerrung erreichte ihren Höhepunkt, als er einen etwas komplizierten englischen Nebensatz in die gegenteilige Aussage übersetzte.
»…still all the “proofs” against the gas chambers in Auschwitz are not convincing at all.«

Was auf Deutsch korrekt heisst: »…dennoch sind alle “Beweise“ gegen die Gaskammern in Auschwitz absolut nicht überzeugend.« fasste Broder so zusammen: »Die Beweise für die Gaskammern in Auschwitz sind “nicht überzeugend”«
Damit nicht genug. Die Farce ging weiter, als Broders Anwalt an den Zürcher Richter schrieb, der meine Ehrverletzungsklage behandelt, und im Namen seines Mandanten dementierte, dass die besagte falsche Übersetzung je in seinem Text gestanden habe.

Tatsächlich steht im Archiv von achgut.com der Beitrag heute ohne den peinlichen falsch übersetzten Nebensatz. Nur gibt es mehrere Beweise, dass dieser in der ursprünglichen Version zu lesen war und der preisgekrönte Journalist nachträglich versuchte – wahrscheinlich, nachdem er meine Klageschrift bekommen hatte –, stümperhaft seine Blösse zu verdecken. Er wusste nicht, dass Vieles, was im Internet geschieht, Spuren hinterlässt, das auch normal Sterbliche finden können.

Geht man nämlich auf das Internet Archiv Wayback Machine und sucht nach der Adresse einer Webseite, erscheinen sämtliche veränderte Versionen eines im Internet publizierten Beitrages. Dieses Internet-Archiv aus den USA durchkämmt in unregelmässigen Abständen das gesamte Internet und registriert fast alle Beiträge. Und so sind Veränderungen von Texten jeweils auch dokumentierbar.
Auf http://web.archive.org/web/*/http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/e/ , erscheint eine Übersicht sämtlicher archivierter Versionen von Broders Beitrag vom 26.12.2006. Klickt man auf die acht Seiten aus dem Jahre 2007, so zeigt sich, dass auf jeden Fall in den ersten Monaten dieses Jahres die vom Ankläger geltend gemachte Version vorhanden war (die ersten zwei Einträge sind jetzt, am 5.10.2008, gesperrt). Die Version vom 25. Oktober war Anfang September noch gesperrt (offensichtlich durch den Betreiber von www.achgut.com) und weist jetzt, am 5.10.2008, eine Korrektur des besagten Satzes auf. Es kann deshalb angenommen werden, dass der Angeklagte nach Erhalt der Anklageschrift die inkriminierende falsche Übersetzung gelöscht hatte.

Broders Arroganz und Verachtung gegenüber der Wahrheit kennt keine Grenzen; er hielt die Schweizer Justiz offensichtlich für dumm und dachte wohl, dass das Zürcher Gericht aus lauter Angst vor einem einflussreichen und bekannten jüdischen Journalisten solch plumpe Tricks nicht durchschauen würde.

5. Oktober 2008

3 comments:

  1. Tut mir leid. Kein Hitlerdokument mit Befehl zur Vernichtung auffinden zu koennen ist wohl kein Wunder; Hitlers ausfuehrende Organe als Verschwoerer hinzustellen ist billig.

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  2. Entschuldigung, falls Irving auf seiner Webseite Ihre gesamte Email veröffentlicht hat:

    Ich sehe dort keine Anführungsstriche, die ein Zitat markieren würden, das Irvings wissenschaftliche Kompetenz betrifft. Da sie offensichtlich nichteinmal die Regeln des Zitierens, mithin wissenschaftlichen Arbeitens, kennen, ist es allerdings äußerst fragwürdig, dass Sie selbst in der Lage sind, anderer Leute wissenschaftliche Kompetenz einschätzen zu können.

    Was Sie im Übrigen über Forschungsstand und Meinung der Historikergemeinde bzgl. des "Führerbefehls" schreiben, scheint mir auch recht uninformiert:

    Nun gut, es gibt keinen Führerbefehl. Aber haben Sie sich einmal Mein Kampf und Hitlers Reden angeschaut? Dort wird nicht nur befohlen, dort wird von Hitler angekündigt, dass e r s e l b s t die Ausrottung der Juden vornehmen wird.

    Desweiteren unterliegen Sie einem einfachen aber gefährlichen Fehlschluss: Nur weil kein gedrucktes Dokument bzgl. des Befehls überliefert ist, soll es keinen Befehl gegeben haben? Das ist kein gültiger Schluss, er geht sogar doppelt fehl: Erstens wird nicht alles überliefert, zweitens ist nicht jeder Führerbefehl schriftlich. Ganz im Gegenteil, gerade die heiklen Dinge wurden nur mündlich ausgemacht -- und eben hierfür gibt es sehr gute Hinweise, dass es genau so war.

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  3. How about publishing this blog in English? English-speakers vastly outnumber German-speakers. Some of us very much want to read what you have to say.

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