Sunday, July 13, 2008

Angriff auf die israelische Währung



Sonntag / MittellandZeitung; 13.07.2008; Seite 20

Muslimischer Angriff auf die israelische Währung?

Spekulanten treiben den Schekel in die Höhe – das alarmiert die israelische Exportwirtschaft
Die israelische Währung, der Schekel, hat sich seit Anfang Jahr massiv verteuert. In Börsenkreisen vermutet man, dahinter stecke eine gezielte Strategie reicher Muslime.
Von Shraga Elam
Der israelische Schekel wurde in den letzten Monaten zu einer der stärksten Währungen der Welt. Führende Wirtschaftsleute sehen darin eine strategische Bedrohung für das Land. Börsianer und Industrielle glauben sogar an eine arabische Verschwörung, die israelische Wirtschaft zerstören zu wollen.

In den letzten Jahren legte der Schekel gegenüber dem US-Dollar konstant zu. Allein seit Anfang 2008 sind es 16,6 Prozent, während der Euro gegen die US-amerikanische Währung in der gleichen Periode nur 8 Prozent gewann. Diese Entwicklung bereitet den israelischen Exporteuren grosse Sorge und beeinträchtigt die Konkurrenzfähigkeit des Landes. Gemäss dem Vorsitzenden des Exportinstituts, David Arzi, haben deshalb schon 30 Prozent der Industriellen ihre Produktion ins Ausland verlegt, und in der High-Tech-Branche, einem der wichtigsten Wirtschaftsmotoren im Lande, wurden schon gegen 3000 Mitarbeiter entlassen. «Grosse Exporteure rufen mich ständig aufgebracht an», sagt Arzi, «und empören sich, dass wir uns im freien Fall befänden und die ökonomische Führung endlich aufwachen solle.»
Arzi sowie der Präsident der Industriellenvereinigung, Shraga Brosh, sehen konkrete Hinweise dafür, dass ausländische Spekulanten hinter diesem bedrohlichen Vorgang stehen. Brosh, der normalerweise gegen staatliche Interventionen ist, schlägt Alarm: Israel befinde sich nahe einer wirtschaftlichen Katastrophe und steuere auf ein soziales Desaster zu. Im israelischen Staatsradio wollte er am Freitag nicht auf die Vermutungen eingehen, die Anfang Juni vom renommiertesten Wirtschaftsjournalisten, Sever Plotzker, in der grössten Tageszeitung, «Yedioth Achronot», beschrieben wurden.
Plotzker wiederholte die in Börsenkreisen verbreitete Meinung: «Es sind Spekulanten – wahrscheinlich, jedoch nicht sicher, reiche Muslime aus den Golfstaaten, die am Tel-Aviver Forex-Markt Order für den Kauf von Milliarden von Schekeln platzieren und diesen damit in gefährliche Höhen treiben. Höhen, in denen die Konkurrenzfähigkeit der israelischen Wirtschaft gravierend verletzt würde und die dann zu einem Zusammenbruch führen könnten.»
Der wichtigste Vertreter der israelischen Produzenten, Brosh, mochte auf Plotzkers Thesen nicht eingehen. Er sagte jedoch, dass die Stärkung des Schekels kein Zufall, sondern die Folge einer gezielten Strategie sei, deren genauer Ursprung nicht leicht festzustellen sei. Denn es seien grosse Investitionshäuser, die Schekel im grossen Stil kauften. «Obwohl ich die israelische Wirtschaft sehr schätze, so attraktiv ist sie wiederum nicht, um diese massiven Schekel-Käufe zu rechtfertigen. Jemand meint es böse mit uns.»
Anders beurteilt dies die israelische Zentralbank, die hinter der gefährlichen Entwicklung eher Israeli vermutet, die ihre Investitionen im Ausland auf dem Hintergrund der Finanzkrise wieder nach Hause bringen. Hinzu kommt der hohe Zins, der Israel im Moment so attraktiv macht. Auch Plotzker lässt die Möglichkeit offen, dass es nicht um eine Verschwörung geht, sondern um einen normalen Vorgang auf dem Weltmarkt. So oder so sah sich die Notenbank am Donnerstag gezwungen, ihre Gegenmassnahmen zu verschärfen: Sie erhöhte die Dollarkäufe von der im März beschlossenen täglichen Anschaffung von 25 Millionen auf nun 100 Millionen Dollar. In der Folge stieg der Dollarkurs zwar um 3,9 Prozent, Experten sind aber skeptisch, ob dieser Schritt nachhaltig sei.

Aus Platzmangel nicht veröffentlicht:

Die Zentralbank-Intervention ist ohnehin ein sehr gefährliches Spiel. Denn um Dollars zu kaufen, werden grosse Mengen Shekel gedruckt, was die Inflationsrate, aber auch die Zinsen in die Höhe treiben wird und den Teufelskreis kaum zu durchbrechen vermag. Handelt es sich tatsächlich um Investoren aus den Ölstaaten, sind die ja genug flüssig, um die Verschwörung anzuheizen.



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16.3.2010: Bank of Israel gibt Spekulanten-Angriff zu

 

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